Freitag, 6. Januar 2012

[Rezension] ► George R.R. Martin - Sturm der Schwerter



Originaltitel: A Storm of Swords (Part1)
Erscheinungsjahr: 2001 (Blanvalet)
Preis: 13,00€ (Taschenbuch)
Seiten: 702
Reihe: Das Lied von Eis und Feuer #5 || Spoiler-Gefahr
Erster Satz: "Der Tag war grau und bitterkalt, und die Hunde wollten die Witterung nicht aufnehmen."
Kurzbeschreibung

Die Sieben Königreiche befinden sich im blutigen Bürgerkrieg um die Vormachtstellung, Einer der Anwärter auf den Thron ist bereits tot, ein andere in Ungnade gefallen, doch der blutige Machtkampf in Westeros tobt erbitterter denn je. Robb Stark, der Herr von Winterfell, leistet dem tyrannischen Haus Lannister hartnäckig Widerstand, obgleich seine Schwester als Geisel am Hof des Kindskönig Joffrey gefangen gehalten wird. Doch plötzlich‪ sehen die Streiter aus Winterfell sich einer neuen Gefahr gegenüber: Aus dem Norden drängt eine Armee von Barbaren in die Königreiche und als Vorhut brechen scheinbar unaufhaltsame Horden übernatürlicher Kreaturen mordend und brandschatzend hinter dem großen Wall hervor, der den Verwunschenen Wal abschirmt. Derweil baut auf den fernen Südkontinenten die verbannte Königin Daenerys mit Hilfe der drei letzten Drachen und einer Furcht einflößenden Armee ihre Macht aus. Sie bereitet sich darauf vor, in den Kampf um die Krone einzugreifen, um die sie sich betrogen fühlt.

Rezension

Überraschung, Überraschung: auch der fünfte Band von "Das Lied von Eis und Feuer" konnte mich wieder begeistern. Noch ein oder zwei Bände und der Autor hat sich bei mir die "Kai Meyer"-Plakette aka "Enttäuschung ausgeschlossen" erarbeitet .
Im ersten Teil des englischen Originals widmet sich Herr Martin wieder zu großen Teilen den Entwicklungen jenseits der Schlachtfelder und stellt diese ganz unter das Motto neu gemischter Karten. Denn wer nach dem letzten Band dachte, er hätte zumindest eine grobe Ahnung davon, was die Zukunft bringen würde. Nun, der wird hier - das wage ich einfach einmal zu behaupten - in vielen Bereichen überrascht werden. Ja, noch mehr, als man das ohnehin schon gewohnt ist. Für mich zumindest hat nur wenig den Verlauf genommen, den ich angesichts vorangegangener Ereignisse und selbst unter Berücksichtigung des Martinschen Überraschungsfaktors erwartet und teilweise auch erhofft hätte. Wo mich solche abrupten, einschneidenden Richtungswechsel bei vielen anderen Autoren gerne unzufrieden zurücklassen, da schafft Herr Martin in diesem Band das genaue Gegenteil: aufgeregtes Herzklopfen von der ersten bis zur letzten Seite! Was also hat mir gefallen? Der Schreibstil? Inhalt und Charaktere? Spannungsbogen und Überraschungeseffekt? Ihr seht schon: es ist schwer nicht ausufernd zu werden, wenn man nichts zu kritisieren hat. Denn genau das war hier bei mir der Fall. Was also hat mir am besten gefallen? Wenn ich in einem "Pistole an die Brust"-Gespräch entscheiden müsste, dann wären das ein weiteres Mal die unerwarteten Wendungen in Handlung und Charakterentwicklung und natürlich die Gestaltung der Protagonisten selbst. Hätte man mir nach dem ersten Band gesagt, wen ich im fünften am liebsten mögen würde, ich hätte euch ausgelacht. Aber genau dieses Talent hat der Autor: Er zeigt hier Persönlichkeit hinter Menschen auf, die man zu gerne einfach als "Bitte stirb schnell"-Schurken abgetan hätte. Und er zeigt, wie wahnsinnig viel Gedankenarbeit hinter den einzelnen Charakteren steckt. Man erfährt viel über Motive und Hintergründe von Taten, die man in den Vorgängern schon aus anderen Perspektiven betrachtet hat. Und wer wie ich den Fehler gemacht hat, sein Urteil schon gefällt zu haben, der wird das eine oder andere Mal umdenken müssen. Ich möchte dazu gar nicht viel mehr sagen, um nichts vornweg zu nehmen. Aber lehnt euch nicht mit dem Gedanken zurück, ein Handlungsstrang wäre bereits aufgeklärt und abgehakt.
Was mir auch noch sehr gut gefallen hat, war die Handlung an sich. Die ist nicht spektakulär und auf die ganz großen Explosionen wartet man (noch) vergeblich. Aber Langeweile kam für mich trotzdem auf keiner Seite auf. Ich habe schon einmal geschrieben, dass ich unter Herrn Martins Einfluss schnell und gerne zum Spielball seines Schreibstils werde und das war auch hier wieder der Fall. Man sieht als Leser die große Bedrohung aus dem Norden- und muss sich trotzdem mit den Sichtweisen der Charaktere zufriedengeben, die genau dafür zum großen Teil nach wie vor blind sind. Das schafft eine zum Zerreißen gespannte Atmosphäre, die diese Reihe für mich ausmacht. Kein Durchatmen und kein Zurücklehnen, sondern ein unheimlicher Lesesog, den der Autor einfach nicht abreißen lässt. Wessen Nerven das mitmachen, der wird dann aber immerhin (wenn auch nur häppchenweise) mit neuen Informationen zum "großen Ganzen" belohnt. So glaube ich, langsam aber sicher die Fronten "Eis" und "Feuer" zuordnen zu können. Und wenn ich auch nur ansatzweise recht habe, dann bin ich umso gespannter, auf was für ein Finale Herr Martin letztendlich zusteuert.

Fazit

Entscheidene Schritte werden in "Sturm der Schwerter" nicht gegangen. Aber es werden Rucksäcke für eine Expedition gepackt, die es - Stichwörter Daenerys, Priester des Lichtgotts, Wildlinge -  in sich haben dürfte .

Inhalt: ♥♥♥♥|| Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

06.01.2012


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen