Donnerstag, 23. August 2012

[Rezension] ► George R.R. Martin - Zeit der Krähen



Originaltitel: A Feast for Crows
Erscheinungsjahr: 2012 (Blanvalet)
Preis: 15.00€ (Taschenbuch)
Seiten: 576
Reihe: Das Lied von Eis und Feuer #7 || Achtung: Spoilergefahr für Vorgänger!
Erster Satz: " "Drachen!", sagte Mollander."
Kurzbeschreibung

Der Krieg der Fünf Könige ist vorbei. Dieser Krieg hat nicht nur den Starks, den Baratheons, den Lennisters und den Graufreuds, sondern auch den anderen großen und kleinen Häusern einen entsetzlichen Blutzoll abverlangt. Weite Teile von Westeros sind verwüstet, die Ernten vernichtet. Und der Winter naht unbarmherzig.
Der Kindkönig Tommen Baratheon auf dem Eisernen Thron ist viel zu jung, um wirklich zu regieren, und seine Mutter, die Regentin Cersei Lennister, ist nach dem Tod ihres Vaters Lord Tywin vor allem damit beschäftigt, ihre Macht zu erhalten und sich gegen zahlreiche Rivalen zu verteidigen.
In Dorne verlangen die Sandschlangen, die Töchter von Prinz Oberyn Martell, lautstark Rache für den Tod des erschlagenen Prinzen. Und Prinzession Arianne, Fürst Dorans Tochter, verfolgt eigene finstere Pläne. Auf den Eiseninseln brechen nach dem Tod von König Balon Graufreud Nachfolgestreitigkeiten aus, während Brienne, die Jungfrau von Tarth, eine Mission verfolgt, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Die Zeit der Krähen bricht an- und ohne eine starke Hand droht dem Reich der Untergang...

Rezension

Wenn ich lese, dass Meister Martin hofft, den nächsten Band der Reihe innerhalb von fünf Jahren beenden zu können, dann sollte ich mir die restlichen bisher erschienenen eigentlich sehr seeehr gut einteilen. Aber nichtsdestotrotz habe ich mir letzten Monat wieder einen Happen Eis und Feuer gegönnt und es dürfte wohl niemanden überraschen, dass mir auch "Zeit der Krähen" wieder sehr gut gefallen hat  ..

Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass ich den Schreibstil dieses Autors einfachb liebe! Nach anderen Büchern ist eines von George R.R. Martin wie ein Delikatessenbuffet nach dem Mensaessen und ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Hier die erste Seite aufzuschlagen, das war eine Heimkehr der ganz besonderen Art. Nach wenigen Seiten schon hat meine Haut wieder gekribbelt und gierig habe ich jedes Wort aufgesogen. Das war nicht einfach nur lesen, sondern erleben! Auch in diesem Band darf man als Leser wieder neue Teile von Westeros und den Ländern jenseits des Meeres erkunden: Dorne, Braavos, selbst eine Einöde füllt der Autor mit unendlich vielen Eindrücken. Ich hatte Angst gehabt, dass ich mich irgendwann an diese einzigartige Atmosphäre gewöhnen würde, aber Fehlanzeige. Band für Band lässt die Reihe mich gefesselt und gebannt zurück. Nur an die ins Deutsche geprügelten Namen muss ich mich noch gewöhnen... Aber davon abgesehen ist dieses Buch schreibtechnisch wieder einmal Unterhaltung auf ganz hohem Niveau, Gänsehaut-Faktor inbegriffen.

Während Stil und Atmosphäre also direkt an den Vorgänger anschließen, wartet bei den Charakteren die ein oder andere Überraschung. Nach Joffreys Tod scheint man erst einmal durchatmen zu können: Die einen halten Trauerfeier, die anderen den Krähenschmaus. Und Herr Martin nutzt die Zeit, um gleich eine ganze Reihe bisher nur vom Hörensagen Bekannter als neue Protagonisten einzuführen. Und eines muss man ihm lassen: Wo es andere Autoren in ganzen Büchern nur zu leeren Hüllen bringen, da reicht ihm ein einziges Kapitel, um einen Menschen zu zeichnen. Asha Graufreud und ihre Onkel, die um die Krakenkrone streiten; die Bewohner Dornes, die ihren eigenen Intrigen spinnen und viele, viele mehr. Ich fand die neuen Perspektiven mit einer Ausnahme durchweg entweder interessant, sympathisch, oder zumindest verabscheuenswürdig genug, dass sie mich voll und ganz fesseln konnten. Kalt gelassen hat mich fast keiner und das will bei dieser Vielzahl etwas heißen. Aber das hatte leider seinen Preis. Auf einige der "alten Hasen" muss man hier als Leser nämlich komplett verzichten und ihr Schicksal bleibt ungewiss . Diese Lücken konnten die Neuen für mich so schnell noch nicht schließen, dazu hatte ich sie einfach zu lieb gewonnen. Dafür gab es aber bei den Verliebenen einige Entwicklungen, die mich sprachlos zurückließen und insgesamt will ich mich gar nicht beschweren. Herr Martin hat gemeint, dieser Part musste für das weitere Geschehen einfach erzählt werden und ich für meinen Teil konnte ihn wirklich genießen.

Was die Handlung angeht, macht das Buch seinem Titel wirklich alle Ehre. Ungeachtet der trügerischen Ruhe nach dem Gemetzel verlieren die Krähen keine Zeit und das Spiel um Throne geht weiter. Der Einsatz bleibt hoch und die erwähnten neuen Spieler betreten das Feld. Dabei bleibt es dann aber anfangs auch und diese Gewöhnungsphase war mir ehrlich gesagt etwas zu zäh. Nach einigen Paukenschlägen am Ende des sechsten Bandes bleiben die Einzelhandlungen hier anfangs sehr zusammenhangslos und erst ab der Hälfte zieht der Autor dann wieder alle Register. Langweilig wurde es nicht, aber ich freue mich wahnsinnig auf den zweiten Teil des Originals "A Feast of Crows", weil hier (vermute ich zumindest) wahnsinnig viel vorbereitet wurde. Ich möchte hier auf keinen Fall spoilern, aber es werden Entscheidungen getroffen, die ich so nie erwartet hätte. Und kaum ist das eine Unheil abgewendet, brauen sich schon wieder an allen Ecken und Enden Bedrohungen für meine Lieblinge zusammen. Ich habe eigentlich geglaubt, ich könnte Freund und Feind mittlerweile ganz gut unterscheiden. Tja, dachte ich...

Fazit

Alles in allem also wieder einmal erfüllte Erwartungen vom Meister der High-Fantasy ! Stellenweise hätte es zwar etwas zielgerichteter zugehen dürfen und einige Charaktere habe ich wirklich schmerzlich vermisst. Aber das ändert nichts daran, dass das einfach die Serie für mich ist und ich nicht weiß, wie lange ich dem nächsten Band noch widerstehen kann.

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥
23.08.2012

2 Kommentare:

  1. Hachja, ich liebe deine Rezis! <3

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    1. Danke <3
      Hast du es denn schon mit "Das Lied von Eis und Feuer" versucht? Oder liest du eher weniger High-Fantasy?

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