Mittwoch, 9. Juli 2014

[BuchBlubb] ► AvaNinian: Viertes Buch (Ina Norman)



Glück. 
Hochgefühl!
Verhängnis...
♠EN: -
♠Verlag: Pomaska-Brand (2013)
♠Seiten: 440
♠Genre: High-Fantasy
♠Reihe: AvaNinian #4 >> Spoiler zu #1-#3

Es scheint, als wären selbst die Götter Jermyn und Ninian wohl gesonnen: Katastrophen lassen den Ruhm des Diebespärchens nur weiter wachsen, Intrigen ihrer Feinde wenden sich gegen die Ränkeschmieder selbst. Doch die Gunst des Schicksals ist selten von Dauer und der Kampf um die Nachfolge des Patriarchen fordert bald schon nicht nur innerhalb der Stadtmauern zahllose Opfer. Dunkle Wolken ziehen herauf, in deren Schatten sich eine unheimliche Macht verbirgt. Können Jermyn und Ninian gegenüber dieser bisher größten Herausforderung bestehen? Oder wird ihr Stern zusammen mit Dea verglühen?


1st: >> Sechs Wochen waren seit dem Einsturz des Alten Zirkus vergangen, das Jahr neigte sich seinem Ende zu und der Tag der Wintersonnenwende rückte heran. <<





Angeschwemmt... wurde das Buch als Rezensionsexemplar und auch für den vierten Band darf ich deshalb einen herzlichen Seerosen-Dank an den Pomaska-Brand-Verlag schicken. Als das Buch Ende letzten Jahres erschienen ist, habe ich noch (Sushi-)Tempel erkundet und deshalb bin ich erst jetzt in den Genuss des neuesten Abenteuers um Ninian und Jermyn gekommen. Aber das Warten hat sich wieder gelohnt!

Abgetaucht... bin ich ungeachtet meiner langen Pause ohne Anlaufschwierigkeiten. Die Autorin bleibt ihrer Kulisse Dea treu und wir kehren zurück in die immer prächtiger werdende Ruinenstadt unserer Diebe, schlendern mit ihnen tagsüber über Märkte und schleichen nachts durch zwielichtige Gassen. Aber es ist mitnichten alles beim Alten und das macht die Autorin sehr geschickt. Anstatt den Ort zu wechseln und mit ewig neuen Beschreibungen zu langweilen, lässt sie Dea einfach die Kleidung wechseln. Doch anders, als während der "Wilden Nächte", ist die Große Stadt dieses Mal zerlumpt und schmutzig: Sie zittert unter harter Hand, blutet unter ungerechten Urteilen und hungert vor leeren Speichern. Diese Unterdrückung war ungewohnt eindringlich beschrieben und ich habe richtig mit den Stadtbewohnern mitgelitten. Ich hätte mir noch gewünscht, dass das Leid auch stärkere Auswirkungen auf Jermyn und Ninian hat, aber davon abgesehen ist die düstere Atmosphäre sehr gelungen. Sie ist ganz anders, als bei Fantasy im Stil von Tolkien oder Martin: Konzentrierter, lokaler, akuter. Wer gerne mittendrin ist, statt nur dabei, der wird sich hier wohlfühlen.
Ina Norman schreibt wie gewohnt flüssig und bildhaft und verzichtet auf all zu viele Dialoge in ihrem für mich gewöhnungsbedürftigen Dea-Slang, sodass sich die Geschichte wunderbar kurzweilig lesen lässt.

Badegäste... sind mein einziger größerer Kritikpunkt und das obwohl - oder gerade weil - mir die Ausgangslage sehr gut gefallen hat. Wieder einmal brodelt es in der Ruinenstadt, denn nach der Rettungsaktion um den großen Zirkus bekommt ausgerechnet der Eigenbrötler Jermyn die Bewohner Deas nicht mehr aus seinem Kopf und was tut der Patron, wenn es ihm schlecht geht? Er lässt seine Launen an anderen aus und zieht sich vor allem vor Ninian zurück- nichts liebt sie mehr. Auch bei den Nebencharakteren herrscht kein eitler Sonnenschein. Die hochschwangere Kamante ist extrem reizbar, Wag völlig überfordert und LaPrixa leidet unter ihrer unerwiderten Liebe. Im Palast ist Donovans donnernde Stimme wieder verstummt und er verkommt zur Schachfigur unter Männern, die das Regierungs-Spiel schon weit länger und ohne Skrupel spielen- Männern, wie sein Halbbruder Duquesne, der seit der Zurückweisung durch den toten Vater von Hass und Rachsucht zerfressen wird. Wenn das keine genial-explosive Ausgangssituation ist, dann weiß ich auch nicht und so kurz vor dem Finale schien damit einfach alles möglich zu sein! Aber diese Chance zur Weiterentwicklung ihrer Helden hat die Autorin in meinen Augen für sprichwörtliche Äpfel und Eier verkauft. Der Einzige, der in einem Punkt einen kleinen Schritt nach vorne machen durfte, war wieder einmal Jermyn. Alle anderen scheinen dazu verdammt zu sein, ihre eingeübten Rollen bis zum Ende durchspielen zu müssen und das finde ich wirklich schade. Gerade weil mir Ina Normans Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten inzwischen sehr ans Herz gewachsen sind, hätte ich mir hier einfach mehr gewünscht.

Schwimmzüge... waren aber so mitreißend, dass ich mir während des Lesens darüber Teichgott sei Dank nicht all zu viele Gedanken zu machen brauchte. Denn endlich ist es so weit und die Autorin holt zum großen Schlag gegen Dea aus. Grausame Plünderer vor den Stadttoren, gnadenlose Urteilsvollstrecker dahinter und mittendrin unsere Helden, die das drohende Unheil nicht kommen sehen. Wer hätte auch erwarten können, dass ausgerechnet Duquesne sich mit Fortunagra verbünden würde? Wer sich vorstellen, dass Jermyns zur Schau gestellte Ignoranz seine Freunde teuer zu stehen kommen oder er gar im geheimnisvollen Ariten seinen Gedankenleser-Meister finden könnte? Ich will über die Handlung gar nicht zu viel verraten, aber seit versichert, sie hat es in sich. Ina Norman greift nahezu alle noch losen Fäden auf und verstrickt ihre Charaktere in ein Netz aus Intrigen, Betrug und Manipulation. Besonders gut gelungen fand ich, dass lange nur der Leser (fast) alle Zusammenhänge kennt und machtlos zusehen muss, wie manch ein lieb gewonnener Held in sein Verderben zu rennen droht. Mir war zwar früh klar, wie die Geschichte grob enden würde, das hat der Spannung aber keinen Abbruch getan. Denn bis zum großen Showdown wartet Frau Norman insbesondere bei den Nebencharakteren mit einigen Überraschungen auf und gerade diese unerwarteten und oft urplötzlichen Schauer am Rande lassen das große Ganze zu einem mitreißenden Strom anschwellen.


Ein düsterer, mitreißender Höhepunkt in der Saga um Jermyn und Ninian, der viele lose Fäden gekonnt und nicht gerade zimperlich zusammenführt
Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

09.07.2014

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen