Freitag, 19. September 2014

[BuchBlubb] ► Skylark: Der Eiserne Wald (Meagan Spooner)



Gejagt. 
Flucht?
Angriff?!
♠EN: Skylark
♠Verlag: Fischer (2014)
♠Seiten: 448
♠Genre: Dystopie, Urban-Fantasy
♠Reihe: Skylark #1

Die Bewohner einer hoch entwickelten Stadt werden durch eine Kuppel von der verrufenen Wildnis getrennt, in der Magie jegliches Leben unmöglich gemacht hat. Eine davon ist Lark, die es kaum erwarten kann, mit sechzehn endlich geerntet zu werden und ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Doch als sie an ihrem Geburtstag eine böse Überraschung erlebt, fasst sie einen unglaublichen Entschluss: Lark lässt die Mauern hinter sich und flieht in eine Welt, von deren Gefahren sich die Menschen nur hinter vorgehaltener Hand erzählen. Verfolgt von den Stadtschergen und gejagt von den Schattenkreaturen der Wildnis ist Larks einzige Hoffnung der vage Hinweis auf den "Eisernen Wald". Gibt es dort draußen tatsächlich noch andere, wie sie? Doch um das herauszufinden, muss Lark erst einmal lange genug überleben...


1st: >> Der Lärm des Morgendämmerungsgetriebes dröhnte in den kalten Abwasserkanälen am lautesten: Die künstliche Sonne wärmte sich unter enorem Surren und Knirschen ihrer Zahnräder auf. <<





Angeschwemmt... wurde das Buch nach einer Flaschenpost vom Verlag. Ich bin vor einiger Zeit schon über die Originalausgabe gestolpert und musste deshalb nicht lange überlegen, ob ich das Buch rezensieren möchte. Magie und Technik, das klang einfach super! Ein ganz recht herzliches Dankeschön -  auch für das Verständnis dafür, dass ich nicht die Schnellste bin - deshalb an den Fischer-Verlag.

Abgetaucht... bin ich mit ziemlichen Anschwimmschwierigkeiten. Ich bin kein Freund von Infodumping, aber "Skylark" wirft den Leser in eine Welt der Zukunft, von der man nicht das Geringste weiß, und lässt einen dort zunächst ohne jede Erklärung alleine. Gesellschaft, Regeln,
Stand der Technik, ja nicht einmal die zeitliche Einordnung oder Naturgesetzte konnte ich einschätzen. So angenehm und kurzweilig sich Meagan Spooners Schreibstil auch liest, aber Kopfkino wollte sich bei mir anfangs keines einstellen. Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Lark geschrieben und damit hat sich die Autorin keinen Gefallen getan. Denn was Lark schon kennt, das erwähnt sie höchstens ohne zusätzliche Hintergründe oder Beschreibungen und den Rest hinterfragt sie nicht. So braucht es unnötig viel Zeit, bis irgendwann zumindest im Ansatz erkennbar ist, was für ein spannendes Konzept die Autorin hier entworfen hat. Passionierte Kopfkino-Betreiber werden damit vielleicht ihren Spaß haben, aber für mich war das Lesen anfangs einfach nur mühsam. Erst wer es weit genug schafft, der wird belohnt mit einer Zukunft, in der die Magie Freund und Feind gleichzeitig ist: Innerhalb einer die Stadt schützenden Kuppel ist sie dank steampunkig anmutender Technik ein Garant für Grundversorgung und Komfort. Den Preis dafür bezahlen die Jugendlichen in einer jährlichen "Ernte", bevor sie ihren Platz in der Gesellschaft als Erwachsene einnehmen dürfen. So weit, so - noch - unspektakulär. Richtig interessant wurde es für mich erst außerhalb, wo magische Kriege eine extrem lebensfeindliche Natur zurückgelassen haben. Für Geduldige gibt es dort jede Menge zu entdecken!

Badegäste... beschränken sich anfangs auf die Protagonistin Lark und ich habe lange gebraucht, um mit ihr warm zu werden. Bei Dystopien bin ich an entschlossene Powerfrauen gewöhnt und mit denen hat diese Heldin nichts gemein. Jahr für Jahr wartet Lark vergeblich darauf, endlich geerntet zu werden und dieses extreme Bedürfnis nach Zugehörigkeit - Gesellschaft, Familie, Loveinterest - macht sie zu gutgläubig. Überhaupt ist Lark anfangs sehr naiv. Wer würde schon mit Papierschuhen ein Leben in der Wildnis anfangen und dort überrascht feststellen, dass die Natur kein gehegter und gepflegter Gemüsegarten ist? Was mich aber am meisten gestört hat, ist ihre Doppelmoral. Lark verurteilt andere sehr schnell und das nicht nur meist zu Unrecht, sie hat auch keinerlei Probleme damit, aus diesen ach so verwerflichen Taten Nutzen zu ziehen. Kurzum: Ich mochte sie nicht. Es braucht einige Begegnungen, bis sie sich auf ihrem moralischen Thron endlich ein bisschen hinterfragt. Zum Beispiel mit einem Jungen aus der Wildnis, der sich aus irgendeinem Grund ihrem Schutz verschworen hat. Oder mit dem der Stadt abtrünnigen Nix, einer "Kobold" genannten Art Mini-Roboter in Insektenform, der mein persönlicher Held der Geschichte ist! Je mehr Kontakt Lark hat, desto mehr mausert sie sich zu einer Heldin, die in einer Arena zwar vermutlich keinen Blumentopf gewinnen würde, aber das Herz am rechten Fleck hat. Außerdem fand ich es großartig, dass die Protagonistin hier endlich mal nicht die mit dem kämpferischem Naturtalent und/oder den Superkräften ist. Die Nebencharaktere sind ebenfalls gelungen, auch wenn sie größtenteils ganz klassisch à la "Grau braucht keiner" in Gut und Böse eingeteilt wurden. Aber die Trilogie ist noch jung und Larks Entwicklung und einige überraschende Wendungen gegen Ende lassen mich auf die Folgebände hoffen.

Schwimmzüge... bedienen zunächst wirklich eine Menge Klischees. Ein irgendwie andersartiges Mädchen mit verschwundenem Familienmitglied und besonderen Kräften, das munter in die große Verschwörung des bösen Regimes stolpert und sich plötzlich in einer "Alleine gegen den Rest der Welt"-Situation wiederfindet. Dazu eine naive Instantlove, jede Menge Zufälle und mehr Glück, als Verstand. Gähn. Ein guter Einstand geht für mich anders. Aber nach ca. 100 Seiten plätschert die Geschichte endlich nicht mehr nur mit einer passiven Lark vor sich hin, sondern nimmt Fahrt auf: neue interessante Protagonisten, ein Plan, ein Ziel und einige kreative Ideen für "die Wildnis". Mehr hat es gar nicht gebraucht, um mich dann doch noch gefangen zu nehmen. Mit einem Mal geht es vorwärts, es wird emotional und teilweise blutig und hach! Man merkt der Geschichte an, dass es sich um einen ersten Band handelt und "Der Eiserne Wald" ist definitiv mehr Ausbildungs- und Aufklärungsmission, als Kampfeinsatz. Aber ungeachtet des etwas längeren Anlaufs hat mir der Plot mit jeder Seite besser gefallen, weil die Entwicklungen wirklich gut und glaubwürdig gemacht sind und eben doch nicht (ganz) alles so ist, wie es anfangs scheint. Als Titel wäre "Der Weg zum Eisernen Wald" o.Ä. allerdings vielleicht die treffendere Wahl gewesen.



Nach dem ersten holprig-zähen ersten Drittel mausern sich Protagonistin und Geschichte doch noch zu einem Auftakt mit Sogwirkung. 
Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

19.09.2014

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